Stress abbauen

Warum „Wolken gucken“ Selbstfürsorge ist

Mich ärgert mein eigener Titel. Eigentlich. Und uneigentlich weiß ich, dass ich selbst einen sehr guten Grund brauche, um auch mal „Nichts“ zu tun. Die Seele baumeln zu lassen und meine Zeit nicht produktiv zu nutzen. Noch nicht mal für das geliebte aktuelle Strickprojekt oder das Buch, das ungeduldig aufs Umblättern wartet.
Dieser Blogpost ist für alle, die auch einen inneren Nörgler besänftigen müssen, der „Faulheit!“ schreit, wenn man „mal“ auf der Wiese/ im Liegestuhl/ in der Hängematte liegt und in die Wolken guckt.
Also: Nichtstun ist wichtig für den Stressabbau und tut außerdem einfach gut!

Wie geht „niksen“?

„Niksen“ ist ein niederländischer Ausdruck. Die Bedeutung ist ungefähr so etwas wie: die Seele baumeln lassen, den eigenen Gedanken Raum geben und eben Nichtstun.
Eine meiner Lieblingsmethoden des Nichtstuns ist, mich auf den Rücken auf eine Wiese oder noch besser in eine Hängematte zu legen und die Wolken anzuschauen. Oder grüne Blätter vor einem wolkenlosen Himmel, wenn ich im Schatten eines Baumes liege. Dann mache ich eben „Schattenflirren gucken“.

Runterfahren dauert manchmal ein bisschen

Oft bin ich allerdings mit so hoher innerer Geschwindigkeit unterwegs, dass ich erst einmal auf den Entschleunigungs-Streifen muss, wie bei der Abfahrt von der Autobahn. Da kommen mir 80 km/h auch noch eine Weile sehr langsam vor. Von den gemütlichen 50km/h innerorts ganz zu schweigen. Mein Organismus ist da irgendwie ähnlich: Je länger der Stress schon angedauert hat und je höher das Stresslevel war, umso länger brauche ich, bis ich genug Muße habe, mir Wolken anzuschauen.
Gar nicht so einfach dieses Niksen!

Nichtstun braucht Übung

Ob es mir gefällt oder nicht: Ich gehöre zu den Menschen, die sich das Nichtstun antrainieren müssen. Meistens bin ich eher hibbelig, finde die vielen Ideen in meinem Kopf spannend und kann mich gar nicht so leicht von ihnen trennen. Oder das To-Do-Monster jagt mich, dann fehlt mir auch die Ruhe. Also ist es wichtig, nicht von mir zu verlangen, dass ich auf Anhieb eine halbe Stunde auf der Wiese liegen kann. Das klappt nicht. Stattdessen: Erstmal mit ein paar Minuten anfangen und langsam steigern. 😊

Also erstmal nur kleine Häppchen

Nur ein paar Minuten auf der Wiese liegen. Das Nichtstun soll ja schließlich nicht gleich wieder Stress auslösen. Als erstes konzentriere ich mich also auf meine Sinne: Was sehe ich? Was höre ich? Was spüre ich auf der Haut? Was rieche ich? Was schmecke ich? Einen Atemzug lang nur einem Sinn auf die Spur kommen. Im Geist benennen, was ich wahrnehme: Ich sehe eine Frau im grünen Sommerkleid. Ich höre einen Radfahrer klingeln. Ich rieche die Pommesportion nebenan. Ich spüre die Grasspitzen auf der Haut. Ich schmecke noch das Erdbeereis.

Wolkenschloss, Wolkeneis, Wolkenhase

Jetzt kommt meine Phantasie ins Spiel. Was sehe ich in den Wolken?
Einen Hasen? Nein! Ein Drache? Vielleicht auch ein Kohlrabi? Meine Vorstellungskraft erschafft Dinge, die nicht da sind. Und dann eben doch! Was für eine Freude. Und ein bisschen albern. Mein Hirn mag diese Spielerei nach so viel ernsthaften Denken. Ich spüre förmlich, wie sich der Stress verabschiedet und meine Batterien aufladen.
Wenn ich Glück habe, sehe ich irgendwann nur noch, wie sich die Ränder der Wolken bewegen, sich auflösen und meine Gedanken gleich mit ihnen. Dann bin ich im Tagträumen-Modus. Herrlich entspannend und oft nur flüchtig vorhanden. Aber immerhin. Ein Anfang.

Das Gehirn braucht Leerlauf

Wenn wir nicht aktiv denken oder konzentriert arbeiten, kann unser Gehirn in den sogenannten „Default“- oder Ruhezustandsmodus schalten. Dabei sind dann Nervennetzwerke aktiv, die uns das Tagträumen und „Wegdriften“ erlauben. Unser Gehirn sortiert in solchen Phasen neue Eindrücke, Erlebnisse und auch frisch Gelerntes. Und im Gegensatz zum Grübeln fühlt sich das angenehm und erholsam an. Und manchmal belohnt uns unsere Denkmaschine dann auch noch mit einem Geistesblitz.

Wer weiß, was du alles in den Wolken finden wirst!
Auf jeden Fall schon mal Erholung und einen Moment der Muße.

Also: Ab auf die Wiese und Wolkenhasen finden!
Buchtipp: „How to be idle“ von Tom Hodgkinson 
[Das ist KEIN Affiliate-Link.]

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2 Comments

  1. Wunderbar wie du das beschreibst. Da kann ich mich wiederfinden. Blätterflirren kenn ich gut. Wolkengucken sollte ich vielleicht ein wenig kultivieren … herzlichen Dank liebe Claudia und Grüße aus dem österreichischen Weinviertel Romy

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